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https://doi.org/10.48548/pubdata-420
Ressourcentyp | Dissertation |
Titel | So träumt man wohl zuweilen zu tanzen. Zur Erscheinung des Schlaftanzes im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts |
Weitere(r) Titel | At times you would dream about dancing like this. The phenomenon of ´sleep dancing´ at the beginning of the 20th century |
DOI | 10.48548/pubdata-420 |
Handle | 20.500.14123/455 |
Autor*in | Börner, Anna |
Gutachter*in | Clausberg, Karl Söntgen, Beate 114655782 Braungart, Georg |
Abstract | As an object of research ´sleep dancing´ refers to the phenomenon of pantomimic movements or dances under the influence of hypnosis, trance or ecstasy that was quite popular in Europe at the beginning of the 20th century. Among the protagonists of this very special form of dancing that has been nearly forgotten after the late 1920s was e.g. Lina Ferkel a nude model from Paris who under the tutelage of the renowned French occultist Albert de Rochas interpreted verbal and musical suggestions with body expressions when in a somnambulistic condition. In 1904 Magdeleine Guipet another performer from Paris became exceedingly famous especially throughout Germany as ´the dream dancer´ with the help of Albert von Schrenck-Notzing a well-known nerve specialist from Munich. In 1925 the German pedagogue and publicist Ernst Schertel initiated the so called ´dream stage´ featuring several female and a few male dancers. The specific characteristic that connected all these ´sleep dancers´ was the assumption that the depths of the human soul could be reached via hypnosis or ecstasy and become visible in body movements. The contemporary discourse presumed that the bodies of the sleep dancers were able to produce signs that were primary and unaltered by cultural influences and could thus be recognized instantly by all human beings. The dissertation reconstructs the phenomenon of sleep dancing on the basis of the historical sources and then integrates it into the contemporary discourses. This comprises e.g. the problem of the authenticity of body expressions, the context of sleep dancing as an art form between 18th centuries´ attitudes and early film as well as the examination of the image material in relation to discussions and techniques of photography. This is followed by localizing sleep dancing in the historical field of psychological and aesthetic theory using keywords such as somnambulism, dream, automatism and expression. Eventually the range of specialized discourses is left in favour of the meta discussion about civilisation criticism. Here the dissertation proposes to view sleep dancing as a magnifying glass in discourse history which allows focusing on various lines of arguments and theories concerning ´humanity and modernity´ at the beginning of the 20th century. For the sleep dancers inspired coeval discussions about the modern human being with its mental and physical potentials but also about the losses caused by contemporary culture as well as strategies how to analyse, to heal or to avoid the often quoted ´discontent in civilisation´. Der Forschungsgegenstand des ´Schlaf´- oder ´Traumtanzes´ bezieht sich auf das Phänomen der pantomimischen Ausdrucksbewegungen sowie des Tanzes in Hypnose, Trance oder Ekstase, das sich im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts eines zeitweilig regen öffentlichen Interesses erfreute. Zu den Protagonistinnen dieser heute fast völlig vergessenen Form des Tanzes gehörten Lina Ferkel, ein Pariser Aktmodell, das unter Anleitung des französischen Okkultisten Albert de Rochas in somnambulem Zustand verbale und musikalische Suggestionen in Ausdrucksbewegungen übersetzte, Magdeleine Guipet, die ebenfalls aus Paris kam und 1904 als ´Die Traumtänzerin´ unter der Regie des Münchner Nervenarztes Albert Freiherr von Schrenck-Notzing zunächst Deutschland und später halb Europa in Aufregung versetzte, sowie das Ensemble der ´Traumbühne´, die von dem deutschen Pädagogen und Publizisten Ernst Schertel 1925 gegründet wurde. Die Besonderheit dieser Art von Kunst war dabei die Annahme, daß mittels Hypnose oder Ekstase der Urgrund der menschlichen Seele zugänglich sei und im Ausdruck des Körpers offenbar werden könne. Die zeitgenössische Diskussion ging davon aus, daß die Körper der Schlaftänzerinnen Zeichen produzierten, die ursprünglich und kulturell unverfälscht waren, und deshalb von allen Menschen instinktiv in ihrer Bedeutung erkannt werden konnten. Die vorliegende Arbeit rekonstruiert das Phänomen des Schlaftanzes anhand der historischen Quellen, um es dann in zeitgenössische Diskurse einzuordnen. Zu diesen gehören die Frage nach der Authentizität von Körperausdruck, die Kontextualisierung des Schlaftanzes als Kunstgenre zwischen den Attitüden bzw. Monodramen des 18. Jahrhunderts und dem frühen Film sowie die Untersuchung der Bilddokumente in Bezug auf Diskurse und Techniken des Mediums Fotographie. Daran anschließend geht es um die wissenschaftshistorische Einordnung in den Bereichen Psychologie und Ästhetik anhand von Begriffen wie Somnambulismus, Traum, Automatismus, Ausdruck und Gestaltung. Schließlich wird das Feld der Spezialdiskurse zugunsten einer Einordnung in die übergeordnete zivilisationskritische Debatte verlassen. Dabei wird der Vorschlag unterbreitet, den Schlaftanz als eine Art diskursgeschichtliches Brennglas zu betrachten, das die vergleichende Untersuchung verschiedenster Argumentations- und Theoriestränge zum Thema ´Mensch und Moderne´ im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts ermöglicht. Denn die einzelnen Tänzerinnen dienten der zeitgenössischen Debatte direkt oder indirekt als Anstoß zum Nachdenken über den modernen Menschen, seine psychischen und physischen Potentiale, aber auch seine zivilisationsbedingten Verluste sowie über Strategien, das vielzitierte ´Unbehagen in der Kultur´ zu analysieren, zu therapieren oder zu unterlaufen. |
Sprache | Deutsch |
Schlagwörter | Sleep Dancing; Tanz; Schlaftanz |
Datum der Disputation | 2014-04-02 |
Jahr der Veröffentlichung in PubData | 2015 |
Art der Veröffentlichung | Erstveröffentlichung |
Datum der Erstveröffentlichung | 2015-02-06 |
Entstehungskontext | Forschung |
Grad-verleihende Institution | Leuphana Universität Lüneburg |
Veröffentlicht durch | Medien- und Informationszentrum, Leuphana Universität Lüneburg |
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