Perspektiven auf alltägliches Placemaking

Weltweit und insbesondere auf dem asiatischen Kontinent ist das anhaltende Bevölkerungswachstum und das damit einhergehende räumliche Wachstum in Städten ein zu beobachtendes Phänomen, das vielfältige Herausforderungen mit sich bringt. In Reaktion hierauf fordern Organisationen wie die Vereinten Nationen dazu auf, Städte nachhaltig zu gestalten, und betonen, dass neben der Infrastruktur zur Sicherung der Lebensgrundlage urbane Räume eine wesentliche Rolle bei der Herstellung urbaner Lebensqualität und des individuellen sowie gesellschaftlichen Wohlergehens in Städten spielen. Doch obwohl das Bewusstsein für die Relevanz von urbanen Räumen als unmittelbares alltägliches Lebensumfeld von Menschen zur Herstellung von Lebensqualität, Wohlergehen und damit von sozialer Nachhaltigkeit steigt, müssen urbane Räume dennoch in vielen Fällen einer ungeplanten Stadtentwicklung weichen. Gleichzeitig besteht Wissen darüber, dass Lebensqualität v. a. dann erreicht werden kann, wenn Menschen an der Gestaltung ihrer urbanen Räume teilhaben. Dem steht jedoch entgegen, dass Planer*innen vielfach den Stadtraum als fertiges Produkt entwerfen, anstatt ihn gemeinsam mit den Menschen zu gestalten. Daher bedarf es, um urbane Räume im Kontext des rasanten Stadtwachstums menschenorientiert zu entwickeln, alternativer Vorgehen, die Teilhabe ermöglichen und so lebendige sowie sichere Räume ermöglichen. Hierzu sind Instrumente erforderlich, die das Wissen über alltägliche Praktiken und Bedürfnisse (alltägliches Placemaking) in strategische Ansätze für planerisches Handeln übersetzen. Einen solchen Ansatz, der eine sozial nachhaltige, menschenorientierte Planung fördert und Teilhabe ermöglicht, kann strategisches Placemaking darstellen. Im Vordergrund dieser Arbeit steht die Erforschung urbaner Räume in den schnell wachsenden und durch rasante Urbanisierung geprägten südostasiatischen Metropolen Phnom Penh in Kambodscha und Hanoi in Vietnam. Ziel ist es, zu verstehen, wie sich das alltägliche Placemaking ausdrückt und wie die Wechselwirkung zwischen urbanen Räumen und Menschen sowie die räumliche Strukturierung durch die lokale Gemeinschaft erfolgt, um daraus Schlussfolgerungen für ein strategisches Placemaking zu ziehen. Wesentliche Themen der Forschungsarbeit sind somit die menschenorientierte, sozial nachhaltige Stadtentwicklung, die Mensch-Raum-Beziehung mit Mustern des lokalen Handelns sowie alltägliche Routinen und zwischenmenschliche Interaktionen, die im urbanen Raum stattfinden. Durch ein multimethodisches Untersuchungsdesign qualitativer, empirischer Forschung und in Zusammenarbeit mit lokalen Forscher*innen generiert diese Arbeit daher zunächst Wissen zu Ausprägungen des alltäglichen Placemakings. Aus diesen empirischen Erkenntnissen werden die vier Perspektiven auf alltägliches Placemaking entwickelt, die eine Methode zum Lesen von Places darstellen. Auf dieser Basis bringt die Arbeit zudem Ansätze für ein iteratives sowie behutsames Vorgehen im Bereich des strategischen Placemakings in Form eines Making Manifests hervor und diskutiert strategisches Placemaking als ein mögliches Instrument zur menschenorientierten Weiterentwicklung von urbanen Räumen und zur Förderung einer sozial nachhaltigen Urbanisierung.

On a global scale, and particularly in Asia, the population‘s continuous growth and the resulting expansion of cities is a phenomenon that gives rise to a variety of challenges. In response, organisations such as the United Nations are advocating for a sustainable design of cities, emphasising the importance of urban spaces in creating quality of life and well-being for local citizens. Nevertheless, despite increasing awareness of the significance urban spaces have as a source of social sustainability, the fact remains that urban spaces are still frequently overtaken by unplanned urban development. At the same time, it is acknowledged that the quality of life can be enhanced when individuals are involved in planning and designing their urban environments. However, this tendency is counterbalanced by the fact that urban planners frequently design urban space as finished products, rather than engaging with the people who will use it. In order to develop urban spaces in a way that centres on the needs of the people who will inhabit them, particularly in the context of rapid urban growth, alternative approaches are required that enable participation and foster the creation of vibrant and safe spaces. This necessitates the utilisation of instruments that facilitate the translation of knowledge regarding everyday practices and requirements (everyday placemaking) into strategic approaches for planning. Strategic placemaking may be regarded as an exemplar of such an approach, which promotes socially sustainable, people-oriented planning and enables participation. This thesis focuses on the exploration of urban spaces in rapidly growing and rapidly urbanising Southeast Asian metropolises, with particular emphasis on Phnom Penh in Cambodia and Hanoi in Vietnam. The objective of the research is to comprehend how everyday placemaking is manifested and how the interaction between urban spaces and people, as well as the spatial structuring by the local community, occurs in order to draw conclusions for strategic placemaking. The main focus of this research is therefore on people-oriented, socially sustainable urban development, the relationship between people and their space, and the patterns of local action, everyday routines, and social interactions that occur within urban spaces. This thesis employs a multi-method research design, combining qualitative and empirical research approaches, and was conducted in collaboration with local researchers. The objective is to generate knowledge about the characteristics of everyday placemaking. From these empirical findings, four perspectives on everyday placemaking are developed, which represent a method for reading places. Based on this, the thesis also develops approaches for an iterative and thoughtful approach to strategic placemaking in the form of a making manifesto and discusses strategic placemaking as a possible instrument for the people-oriented development of urban spaces and for the encouragement of socially sustainable urbanisation.